Kulturimperialismus

Der Autor (Alan Posener) dieses ungemein beschränkten Kommentars “Nein, die Kultur der DDR war nicht cool” ist Autor des Buches Olli aus Ossiland. Das firmiert als Deutsche Lektüre für das GER-Niveau A2-B1 (Teen Readers (DaF)) beim Klett Verlag. Seine Biographie mag sich spannend lesen, einschließlich KPD-AO und drohendem Berufsverbot und immerhin Rausschmiss bei der sog. “Achse des Guten”. Nur: im Osten ist er nicht aufgewachsen, und seine Haltung dem Osten gegenüber ist wohl eher von Platitüden und Ressentiments geprägt. Und dann ein Ossi-Buch für Integrationskurse? Ohne es gelesen zu haben (mach ich’s?/mach ich’s nicht?) würgt es mich in der Kehle … Das heißt übrigens nicht, dass ich summarisch die Kultur der DDR als “cool” bezeichnen würde. Nee, ich würde gar nicht erst von “der” Kultur der DDR sprechen.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article245337758/Nein-die-Kultur-der-DDR-war-nicht-cool.html?fbclid=IwAR0YMj-CGYZBHO5TeE7P7fGL_G1sa4INpJGkXm-8l3bafTv48fhZSiSvaXc

Ich hab mir den Olli aus Ostdeutschland (1997) geholt und sammle noch Symptome für? – mal schauen. Hier ein paar:

– Das Buch ist dezidiert für Deutschlerner empfohlen (B2) und hat daher Erklärungen einzelner Wörter. Zu “Ossiland” heißt es “Vorsicht! – das ist ein Schimpwort!” [sic]. Nichtsdestotrotz heißt der Ich-Erzähler Olli aus Ossiland.

– Anderes braucht keine Erklärung, z.B. wenn 1990 in dem erfundenen Hohenroda die Nationalhymne mit “Deutschland, Deutschland über alles” gesungen wird. Das darf einfach so dastehen. Auch für DaF-Lerner

– Klar, Ost-Cola (von nem Ossi wie Olli sicher nie so bezeichnet, sondern eher “West-Cola” für die anderen) schmeckt textlich-penetrant nach Medizin, eine Schwalbe sei ein Kleinmotorrad, jemand sei bei der Volksarmee, der vor Ort sicher “bei der Fahne” gewesen wäre, und viele stereotype Ingredienzien geben sich die Hand.

– Interessant ist die Lage Dresdens auf der Karte (etwa da, wo eigentlich Karl-Marx-Stadt, ähhh, Chemnitz liegt) – macht aber nix, weil von dem im Text zumindest nahe bei Dresden gelegenen Hohenroda sind’s immerhin 300 km nach Berlin. Vom richtigen Dresden sind’s nur 200, da muss also Posener in Berlin noch etwa 100km um sich selbst zirkuliert sein.

Aus einem Kommentar von G.W.: “ein -roda-Ortsname in der verorteten Gegend kommt definitiv schwerlich vor. Wie schlecht recherchiert kann das Buch sein? Wahnsinn.”